Ja, ich lasse das Dunkle in alle Bereiche meines Lebens, weil es für mich eben zu meiner Persönlichkeit gehört. Aber es gibt Wege, das mit der "normalen" Aussenwelt zu vereinbaren.
Zur Arbeit erscheine ich grundsätzlich in Schwarz. Ich habe aber eine ganze Reihe alltagstauglicher Kleidung, die mehr oder minder normal anmutet (wenn auch klar zuzuordnen ist) und deshalb die Kunden am Kiosk nicht stört. Ich hatte bisher allerdings auch das unheimliche Glück, eine Chefin zu haben, die das nicht nur toleriert, sondern sogar sehr interessant findet. Wäre dem nicht so, wäre meine Kleiderauswahl zwar eingeschränkter - aber ich wollte mich dennoch nicht verstellen. Und niemand kann mir in so einem Beruf ernsthaft vorschreiben, ich müsste unbedingt bunte Klamotten tragen, es gibt mehr als genug "Normalos", die auch regelmässig in schwarz herumlaufen.
Geschminkt bin ich natürlich nie am Kiosk

aber sogar die schwarzen Nägel werden ohne Weiteres toleriert.
Familie, Freunde - da ist der Fall sowieso klar. Die meisten Freunde sind sowieso in derselben Sektion zu finden und meine Familie muss einfach damit klarkommen. Den meisten fällt das auch leicht, meine Schwester z.B. findet es toll
Hochzeiten und ähnliche Anlässe... auch da gibt es Lösungen. Diesen Freitag heiratet mein Bruder (nur standesamtlich), dennoch werde ich ganz in Schwarz auftauchen. Ich habe mir im Vorfeld natürlich sehr viele Gedanken darüber gemacht, was ich anziehen kann, um nicht gleich einen total seltsamen und unpassenden Eindruck zu hinterlassen, aber meine Kleiderkiste gibt tatsächlich etwas her, das hier passt

Die Wahl wurde übrigens von meiner Schwester und meiner Mutter getroffen, die haben mir beide bestätigt, dass die gewählte Kleidung ok sei.
Klar ist, dass ich etwas anderes anziehen werde, wenn die kirchliche Hochzeit folgt (nächstes Jahr also). Trotzdem wird es keine "normale" Kleidung sein (ganz normal ist die Kleidung an einer Hochzeit ja nie); sehr wahrscheinlich greife ich auf ein weisses Mittelalterkleid zurück, das hoffentlich bis dann in meinem Besitz ist
Im Studium ist es mit der Zurückhaltung vorbei - vorläufig noch. Ich weiss, dass die Studienkollegen und die Dozenten mich richtig einschätzen, ebenso der Schulleiter, also wieso soll ich mich verstellen? Anders wird es, wenn ich nach den Sommerferien ins Praktikum einsteige. Da bin ich in einer laufenden Praxis und werde mich dementsprechend schwerst zurückhalten; das wird der erste Zeitpunkt, wo ich mir überlege, das Schwarz, das ich meistens trage (ich hab auch ein paar rote Sachen), zu durchbrechen - z.B. mit einem dünnen lila Schal oder so etwas. Ähnlich werde ich es wahrscheinlich halten, wenn ich meine eigene Praxis aufziehe. Das hat aber noch andere Gründe als nur die Höflichkeit gegenüber Patienten (die kennen mich ja dann alle noch nicht, die müssen mich erst richtig einschätzen lernen), das hat auch mit der Arbeitsweise und gewissen Zusammenhängen zwischen Farben und Stimmungen zu tun. Und gerade für ältere Patienten, von denen man in meinem zukünftigen Beruf sehr viele hat, ist es schwer, sich auf so etwas ihnen vollkommen Unvertrautes einzulassen.