Rom versinkt im Chaos
Menschen wohin das Auge blickt. Rom versinkt zur Zeit im Chaos, denn mit diesem Ansturm wurde nicht gerechnet.
Rom/Vatikanstadt - Eine enorme Menschenmenge - laut Schätzungen eine halbe Million Personen - belagerte am Dienstag den Petersplatz und die Straßen um den Vatikan und wartete stundenlang auf den Eintritt in die Petrusbasilika, um den Leichnam des Papstes zu sehen. Der Vatikan erlebte einen Ansturm von Gläubigen ohne Gleichen in seiner Geschichte. Ältere Leute, Mütter mit Kleinkindern, Pilger aus der ganzen Welt stehen durchschnittlich bis zu fünf Stunden Schlange, um kurz den aufgebahrten Johannes Paul II. zu sehen.
Beten und singen
Seit den frühen Morgenstunden waren die U-Bahn-Stationen unweit des Vatikans überfüllt. Die Menschen beteten den Rosenkranz und sangen, während sie auf den Zugang in die Basilika warteten. Die Menschen defilierten still am Leichnam des Papstes vorbei. Viele wirkten ergriffen, einigen liefen die Tränen über das Gesicht. Eltern trugen ihre Kinder auf dem Arm, damit sie einen Blick auf den Verstorbenen werfen konnten. Etliche Gläubige versuchten, vor dem Toten niederzuknien um zu beten oder zu meditieren. Sie wurden jedoch von Ordnungskräften zum Weitergehen aufgefordert.
Beisetzung am Freitag
Der verstorbene Papst bleibt drei Tage im Petersdom aufgebahrt, damit möglichst viele Gläubige von ihm Abschied nehmen können. In der Nacht auf Dienstag wurde der Petersdom nur knapp zwei Stunden für Reinigungsarbeiten geschlossen. Draußen warteten zahlreiche Menschen weiterhin darauf, den Leichnam zu sehen. Am Freitag soll Johannes Paul II. in der Krypta des Petersdomes (Sacre Grotte Vaticane) beigesetzt werden. Die Totenmesse soll der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger, der Vorsitzende der Glaubenskongregation und Kardinaldekan, leiten.
Müll türmte sich auf dem Petersplatz. Die Dutzenden von öffentlichen Toiletten, die für die Pilger aufgestellt worden waren, waren für den Ansturm der Menschenmenge nicht ausreichend. Dutzende vom langen Warten geschwächte Senioren und Kinder mussten von Ärzten behandelt werden.
Cafes ohne Vorräte
Die Kaffeehäuser und Restaurants, die seit Stunden von hungrigen und durstigen Gläubigen geradezu gestürmt werden, waren bald ohne Vorräte. "Wir haben mit einer derartigen Menschenmasse nicht gerechnet", sagte ein Wirt auf der via Borgo Pio, einer Seitengasse des Vatikan. Die Souvenirläden machten goldene Geschäfte. Vor allem Kleinstatuen mit dem Gesicht des alten Papstes waren besonders beliebt.
"Situation ist schwierig"
Angesichts des Menschenandrangs rief die italienische Bischofskonferenz CEI die Jugendlichen auf, nicht nach Rom zu reisen. "Die Situation ist schwierig, es ist besser, dass sich keine weitere Personen in Richtung Rom in Bewegung setzen", hieß es in CEI-Kreisen. Auch der Polizeichef von Rom, Achille Serra, zeigte sich besorgt. "Die Lage ist komplizierter als wir gedacht haben", so Serra, der mit den vatikanischen Behörden den Menschenstrom zu regeln versucht. Die Bahngesellschaft Trenitalia richtete Sonderzüge nach Rom ein.
In dieser schwierigen Lage bereitet sich die Stadt auf das Begräbnis am Freitag vor, an dem sich schätzungsweise zwei Millionen Menschen beteiligen wollen. Großbildschirme sollen im Olympischen Stadion aufgestellt werden. Dort sollen bis zu 100.000 Menschen die Trauerzeremonie verfolgen können.
Quell: Kurier
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