Berlin - Angesichts der bevorstehenden Arbeitsmarktreformen hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vor zunehmenden sozialen Spannungen gewarnt. Man rechne damit, dass Sozialämter und Arbeitsämter zu Beginn des kommenden Jahres Polizeischutz beantragen werden, sagte der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg gestern in Berlin. "Viele der Betroffenen haben noch gar nicht begriffen, dass sie künftig viel weniger oder gar keine Unterstützung mehr bekommen werden", erklärte er. In Ländern mit großer Kluft zwischen Armen und Reichen sei die Sicherheit gefährdet. Auch der amtierende Berliner GdP-Landesvorsitzende Detlef Rieffenstahl rechnet mit einer Störung des sozialen Friedens durch Hartz IV: "Wenn erst mal allen klar ist, wie viel weniger Geld sie bekommen, wird sich auch Aggression gegen die Mitarbeiter in den Arbeitsagenturen richten. Dann brauchen wir mehr Polizei, um diese Mitarbeiter zu schützen", sagte er der Morgenpost.
Schon jetzt sei die Lage in den Ämtern angespannt, sagte Joachim Zeller (CDU), Bezirksbürgermeister in Mitte. "Wir sprechen jede Woche mehrere Hausverbote aus und mussten schon Wachschutz einsetzen. Einige unserer Mitarbeiter wurden verbal angegriffen, andere sogar bespuckt oder bedroht. Es lässt sich nicht ausschließen, dass in Zukunft noch öfter aus Enttäuschung Aggression wird", sagte er der Morgenpost. Bei der Suche nach geeigneten Räumen für die Job-Center spiele der Sicherheitsaspekt eine große Rolle. "Unsere Mitarbeiter sollen im Ernstfall ganz schnell Hilfe holen können. Wir denken an ein Alarmsystem."
Birgit Tyra arbeitet schon jetzt als Arbeitsvermittlerin in Mitte. Auch sie befürchtet, dass die Leute aggressiv werden: "Es geht schließlich um ihre Existenz." Hinter einer Panzerglaswand will sie trotzdem nicht sitzen. "Der direkte Kontakt ist wichtig. Ich hoffe einfach, dass sich die Aggression nicht gegen uns richten wird. Wir können schließlich nichts dafür."
Roswitha Steinbrenner, Referentin von Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (PDS), glaubt dagegen nicht, dass sich die Situation dramatisch zuspitzen werde. "Natürlich ist es ein sozialpolitisches Problem, wenn so viele tausend Menschen mit weniger Geld rechnen müssen." Dass sich Frust in Gewaltbereitschaft wandelt, passiere aber nur im Einzelfall.
Quelle:
Morgenpost
"Viele der Betroffenen haben noch gar nicht begriffen, dass sie künftig viel weniger oder gar keine Unterstützung mehr bekommen werden" Dann wird ja die Atmosphäre auf den Arbeitsämtern noch "freundlicher"... Nur dumm das die Mitarbeiter der Arbeitsämter den ganzen Frust abbekommen und nicht die, die sich sowas ausdenken.