blubb...
Die Menschen spielen zusammen im Dünensand. Weichteile reißt es heraus, die warme Seeluft verstreut sie in die Weiten der Ägäis. Es ist Montag, 14.30 Uhr, das Wetter stabil sonnig. Ein perfekter Tag um Troja zehn Jahre zu belagern, um es anschließend dem Erdboden gleich zu machen. Die Mutter aller D-Days hat begonnen. Ihre Geschichte ist kurz erzählt: eine Frau, folgerichtig Krieg, Stadt kaputt, alle tot, und weil es sich um ein Epos handelt, dauert die Erzählung auf der Leinwand geschlagene drei Stunden.
Um das Ende Trojas möglichst lange hinaus zu zögern, erfand Homer ein Gewirr aus Charakteren:
Auf der griechischen Seite finden wir:
Achilles und seine Mannen ruft die Ruhmsucht. Jeden Morgen steht er auf, schlüpft in seine knöchrigen Sandalen, frühstückt eine Hand voll Oliven, packt sein Schwert und erschlägt Feinde allerlei Couleur. Das ist sein Job und er ist der Beste südöstlich des Rheins. Er ist Freelancer, ungebunden an Nation und Götter, nur dem ruhmreichen Hall der Geschichte verpflichtet. Lebte er nicht in der Antike, würde er sich bei Casting-Shows aufdrängeln, um seine Komplexe zu kompensieren.
Wie das so ist, hatte seine Mutter ihn übertrieben behütet und ihm die Unverletzlichkeit geschenkt, indem sie ihn in das Wasser der Styx tauchte. Nachteil: Damit das Balg nicht ersoff, musste sie ihn an der Achilles-Sehne festhalten. Weswegen Achilles seine Mutter wegen Produkthaftung vor Gericht zog, jedoch jämmerlich unterlag.Im Verlauf des Films verliebt er sich in die trojanische Priesterin Brises, die in permanent mit ihrer Hippie-Scheiße voll blubbert, was sein Todesurteil einleutet - is' klar.
König Agamemnon ist hauptberuflich ein arger Unsympath. Dennoch schaffte er es im Laufe seiner Jahre alle griechischen Königtümer zu einen und gegen Troja in den Krieg zu führen. Ein George W. Bush mit glaubwürdigem Kriegsgrund. Denn der schwuchtelige Paris aus Troja fickte seines Bruders Frau Helena, was im Allgemeinen als dreist bis unverschämt galt.
Sein Bruder Menelaos leidet unter Berufsstress, den das wahllose Abmetzeln mit sich bringt. Abends schaut er die olympischen Spiele und trinkt griechischen Wein, weswegen seine ehelichen Pflichten völlig in Vergessenheit geraten. Außerdem ist er dumm, wie Scheiße.
Ganz im Gegenteil zu dem Seemann Odysseus. Nicht wirklich relevant in der Trojasage bis auf, dass er am Ende auf die Idee mit dem Pferd kommt, die Götter damit furchtbar beleidigt und deshalb erstmal sieben Jahre ziellos im Meer umherirrt.
Auf der trojanischen Seite:
Hektor, Prinz von Troja, ist ein dufter Typ, hat ein Kind, eine hübsche Frau und ist auch so insgesamt knorke. Er wünscht sich eine Eigentumswohnung mit kleinem Garten, hört gerne Eine-Welt-Platten und könnte auf dieses ganze Hau-drauf gerne verzichten. Aber weil er nunmal da ist, führt er die Trojaner in den Kampf und tötet dabei aus Versehen den kleinen Neffen von Achilles. Achilles übelst mies gelaunt fordert Hektor heraus, tötet ihn, zieht seinen Leichnam drei Mal um die Stadt Troja und reißt ihm die Augen heraus, wie das nun mal läuft, wenn man richtig stinkig ist. Irgendwie schade um den guten Hektor. Nettigkeiten zahlen sich eben nicht aus.
Paris, Bruder von Hektor, besteigt die schöne Helena, packt sie ein und nimmt sie mit nach Troja, was er für den Coup seines Lebens hält. Seinem Bruder ist das nur schwer zu vermitteln. Nachdem bereits Tausende gestorben sind, kommt Paris auf die überaus clevere Idee, die Differenzen in einem Zweikampf zwischen Menelaos und ihm zu beseitigen. Natürlich kriegt er die Fresse tüchtigst eingedroschen, woraufhin er sich in Embryonalstellung nach Mama flehend an Hektor wendet, der Menelaos prompt aufspießt und damit den Startschuss für die große Schlacht abfeuert.
König Priamos von Troja starrt ausharrend wie Kinski im Standbild. Seine schöne Stadt wird angegriffen, sein Lieblingssohn Hektor ist dank Achilles zweifelsohne defekt, sein anderer ist ein Jammerlappen und überhaupt ist das nicht sein Tag heute. Auf seinen Gott Apollon ist ebenso keinen Verlass mehr. Und mit diesen superstabilen Mauern hat es auch so seine Tücken.
Gott Apollon Aufgabe ist gemeinhin von den Griechen beleidigt zu werden. Sowieso gibt er eine denkbar schlechte Figur für einen Gott.
Die Mauern Trojas stehen, stehen immer noch, dann nicht mehr.
Wer den Ursprung aller Kriegsdramen zu sehen erhofft, wird enttäuscht. Selbstredend lässt Brad Pitt sich nicht wie im Original regelmäßig Doggy-Style von seinem Lustknaben hernehmen. Natürlich wird die Stadt nicht zehn Jahre belagert, sondern die Angelegenheit ist in 72 Stunden geklärt. Aber wer gut in Szene gesetzte Schlachten liebt, wer tiefe Fleischwunden honoriert und derzeit keine weiteren Kapazitäten für Intelligenz parad hat, der wird seinen Spaß an dem Film haben. Und das Beste: zwischendrin kann man auch mal für eine halbe Stunde rausgehen und Kippe rauchen, Pool-Billiard spielen oder Heroin drücken. Die nächste Schlacht kommt bestimmt.
Nemo enim potest personam diu ferre
UltioDeiSum
EDIT: Mir fällt auf, ich hab vergessen meine Quelle anzugeben um das hier mal nachzuholen: Quelle, dieser netten Filmkritik ist
http://www.zyn.de das wars schon danke und man liest sich oder auch nicht
<font color="#AA0000"><i><strong>Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.</strong></i></font>
<i><font color="#cc0000">Mundus vult decipi, ergo decipiatur.</font></i>
<i><font color="#ff0000">Why do you make me, remember my hate, all this shame? Don't you hate me? ... sometimes? I have no place to run and hide. I have no place to hide, which I like.</i> - <b>KoRn</b></font>