(Schönes Thema, also @Pinnwand

)
Jein, ich mache sowas zwar gerne, also nachts durch die Stadt laufen, aber ich mache es immer nur zufällig.
Also, wenn ich vom weggehen komme und zehn Minuten auf die Anschluss-U-Bahn warten muss, dann laufe ich die Strecke lieber, einfach, weils so schön ist.
Ich genieße die Ruhe die über der Stadt liegt. Nur vereinzelt mal ein Auto. Der Frieden der dort auf einmal herrscht. Kein Streit, kein Neid, keine Missgunst.
Und trotzdem merkt man das Brodeln unter der Oberfläche, ähnlich einem Vulkan, der morgens um fünf seine kochend heiße Lava ausspeit und die Geschäftigkeit wieder ausbrechen lässt.
Btw: Ich fühle mich trotz 3,4 Mio. Einwohnern dabei immer recht sicher. In meiner Geburtsstadt habe ich
diese "Nachtspaziergänge" nur ungern gemacht, selbst, wenn sie zwingend notwendig waren zum heimkommen.
Hier würde ich das sogar freiwillig machen.
QIK
EDIT: Nachtspaziergänge schreibt man ohne "z". Ich habs mal editiert.
EDIT2: Ich hab was gefunden, was mir immer durch den Kopf geht, wenn ich voll Melancholie nach Hause laufe und meine Augen auf diese ignorante, anonyme, kranke Stadt fallen.
Für ein paar Stunden neigt sich Frieden über unsren Meridian.
Alles ist gut.
Was heut geschehn sollte, geschah,
und was zu tun war, ist getan.
Für eine kleine Weile ists, als gäb es weder Hass noch Neid,
als verginge alles Böse, alle Ungerechtigkeit
im Dunkel des endlosen Raumes
und für die Dauer eines Traumes
ists, als ob alle Zwietracht ruht.
Für kurze Zeit erlöst die Nacht den Kranken von seinem Leid.
Alles ist gut.
Und schließt die Augen dem Betrübten über alle Traurigkeit.
und dem Verzweifelten, der ohne Trost und ohne Hoffnung ist,
schenkt die Erschöpfung doch Vergessen, wenigstens für kurze Frist.
Und der Verfolgte ist geborgen
in Dunkelheit, die bis zum Morgen
den Mantel schützend um ihn tut
Alles gemeine ungeschehn und alle Schulden ausradiert.
Alles ist gut.
Im Niemandsland, wo Heut nicht mehr und wo noch Morgen nicht regiert,
wo der Gescheiterte sein Ziel, das Unerreichbare, erreicht,
findet der Unterdrückte Zuflucht, wird ihm Unduldbares leicht,
heilt Schlaf barmherzig alle Wunden,
nimmt alle Last für ein paar Stunden,
die schwer auf unsren Schultern ruht.
Alles ist gut, mein Kind, alles ist gut