erstmal merci für die (ausführliche) antwort.
würde mich freuen wenn du noch weiter mitliest/schreibst (kostet einen ja doch immer auch zeit), aber fühl dich nicht genötigt...
Du übst Kritik, das ist schon mal gut. Allerdings eventuell an den falschen. Ja, wir versuchen Bücher zu verkaufen, um Menschen Chancen zu geben, für ihre Kunst endlich mal etwas zu bekommen, etwas anderes als Applaus von Freunden und damit das Publikum endlich mal etwas anderes hört, als die alte Leier. Man kann sicherlich kritisieren, dass wir versuchen wollen, Dinge zu ändern, und dies auf kommerziellem Wege tun.
erstmal übe ich kritik an euren Positionen, wenn das polemisch auf euch als verlagskorpus, oder dich als vertreter etc.pp. ging, geh ich da gerne zurück. dass ihr nicht die schlimmsten seid, ist mir schon klar. schliesslich versuche ich ja zu argumentieren und spreche euch auch einiges positives zu... (euch, du, ihr, da geht im folgenden einiges durcheinander bei mir, aber ich denk du weisst was gemeint ist)
Aber nur bis zu dem Punkt, an dem man anfängt, seine Kompetenzen zu überschreiten. Das ist in deinem Beitrag einige Male passiert, was allerdings deine Sache ist.
versteh ich nicht
Geld zu verdienen ist letztlich etwas, was jeder versucht. Ganz ehrlich: Ist es egoistischer, Bücher zu verkaufen, in denen Kunst, Kultur oder wie auch immer man es nennen will, transportiert wird, oder für sich allein arbeiten zu gehen, um sich "zu ernähren" (wir im Westen wissen wohl alle, was mit dem Geld passiert)? Ich will sagen, dass wir nicht wie diverse Großverlage versuchen, irgendwas, irgendwie an irgendwen zu verkaufen, sondern unsere Künstler zu publizieren, damit sie etwas davon haben wie auch die Kunden, die ja eine Leistung erhalten. Kunst ist auch Ware, natürlich. Versuch doch mal, nichtgewerbliche Kunst neben deinem Hauptjob zu betreiben. Mal abgesehen vom Mangel an Zeit erhält man letztlich den Applaus der Zuhörer, was auch Ertrag bedeutet. Brot für die Egomanie oder die Seele, wie du willst...
das ist doch alles geschenkt. ich sag doch: seid so ehrlich und sagt das ihr geld durch ein produkt mit revolutionärem touch machen wollt. das ist nicht egoistischer (und das ist eh kein kriterium) als andere formen des gelderwerbs auch, aber eben auch nicht revolutionärer. ihr schmückt euch mit einem kritischen selbstverständnis, versucht mensch und gesellschaft zu vermitteln, aber abstrahiert von der gesellschaft. letztlich werfe ich euch eskapismus und die beschränkung auf kulturkritik vor. und zwar beschränkung auf eine kulturkritik die kultur im schlechtetsten bürgerlichen sinne eingrenzt. also nicht aufs ganze des gesellschaftlichen verhältnisses geht, sondern auf eine abgekapselte sphäre. also -vulgärmarxistisch gesprochen- dass ihr nur noch überbau kennt, und nicht darauf schaut, wie sich dieser mit der basis zur gesellschaftsformation vermittelt, also was der 'Grund' für diese kultur ist.
was euer marktvorgehen angeht, ist mir das daher auch egal. ich verstehe da auch euer distinktionsbedürfnis nicht, bzw. ist genau dass der punkt der mich zur kritik veranlasst hat. ich lese da erstmal eine abneigung von 'großverlagen' raus, die irgendwas an irgendwen verkaufen wollen. und ich halte da gegen, dass ihr rein formal nichts anderes tut und mir der großverlag, sofern er sich seiner dessen bewusst ist, dass er bloß irgendwas an irgendwen verkauft sogar lieber ist, als leute die sich auch noch mit herzblut zu markte tragen.
es kommt ja nicht drauf an, ob ichs mit persönlichem kleinverlag oder abstrakten großunternehmen zu tun habe, sondern das beide marktorientiert produzieren (müssen). und genau da wäre doch anzusetzen, und das erstmal intensiv zu durchdringen. das jeder geld verdient ist in dieser gesellschaftsformation etwas was jeder tut, aber eben nur in eben einer solchen gesellschaftsformation.
es ist auch allgemeines charakteristikum der ware, dass sie einen gebrauchswert hat. es ist also nichts mehr als die beschreibung des tauschverhängnisses, wenn du von leistungen sprichst und das ja beide seiten was von haben. das ist nicht etwas was zu ihrer warenform hinzutritt, sondern was wesentlich für diese ist. und das ist alles aber nicht 'natürlich'...
in sofern stört mich auch wenn du dieses verhältnis gegen mich anbringen willst. ja es stimmt, intensive kunst neben dem hauptjob, das funktioniert nicht. aber letztlich ist ja gerade das problem, dass du so einen hauptjob machen musst. der rückzug dass die kunst ja selbst in dieser form etwas wie brot für die seele (was wirklich etwas ganz anderes als geld für das brot für den magen ist) sei, ist eher ein argument gegen eine solche kunst. anerkennungsverhältnisse, gar in einer solchen form sind letztlich historisch, sind keine anthropologischen konstanten. nicht nur dass du publikum und anerkennung voraussetzt (ich denke da an das von adorno stark gemachte 'mit dem rücken zum publikum' oder auch an orwell...) auch sprichst du vom 'ertrag'. da setzt du ja voraus, dass es lediglich um ein -im unökomischens inne- ausbeutungsverhältnis geht. Entweder man macht kunst für sich, für die revolution, als agitation oder man macht sie ganz plump fürs ego oder den geldbeutel. und ich dachte es geht euch gerade gegen eine kultur in der egoismus und tauschwertausquetscherei, das apriori stellen...
Sei dir sicher, dass wir durchaus fähig sind, Adorno ganz zu lesen, bevor wir Aphorismen zusammenkratzen und die als ultimative absolute Wahrheiten zu verkaufen und dass wir dies auch getan haben. Und eben weil wir Adorno und Sartre und andere gelesen haben, schreiben wir die Texte so, wie wir sie schreiben. Nicht obwohl wir sie gelesen haben. Und glaube nicht, dass die Existentialisten in all ihrer Romantik nur das Gelbe vom Ei sind.
ich bin der überzeugung dass ihr zumindest adorno gegen den strich bürstet. das ihr da nicht einfach zitate aneinanderklatscht glaub ich auch, sonst wär ja ein gespräch völlig unsinnig.
was ich getan habe ist euer selbstverständniss in dem im vokabular und eben dem zitat ein bezug auf die kritische theorie stark durchscheint, mit eben dieser zu konfrontieren. ob mir das gelungen ist, bleibt mal dahingestellt... ich will da also nich klugscheissen und akademischen stolz bewahren, sondern die intention adornos, oder der Kritischen Theorie überhaupt, mit der ihr zumindest liebäugelt, zu 'verteidigen'.
ich bin da sicherlich keine instanz für, und ihr könnt den anspruch auch einfach wegschieben, aber das ist erstmal mein anliegen.