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Kassandra

Barbie-Grufti

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1

Donnerstag, 19. Juni 2008, 00:35

Demokratieverständnis

Ausgehend von den Ergebnissen der Uni Leipzig zum [URL=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,560146,00.html]Thema Rechtsextremismus[/URL], in der festgestellt wurde, dass etwa ein Drittel der Deutschen ausländerfeindlich ist und ein ziemlich verworrenes Bild von Demokratie haben, stellt sich mir die Frage: Was bedeutet euch Demokratie? Was genau ist Demokratie, woraus besteht sie? Könnt ihr euch für unsere Gesellschaft eine bessere Staatsform vorstellen, deren Einführung ihr unterstützen würdet?

Wer genug Selbstmitleid produziert, braucht kein Mitleid von anderen!
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Cthulhu

Kaputtalist

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2

Donnerstag, 19. Juni 2008, 07:24

nunja, zum Einen: Parlamentarismus halte ich nicht für besonders demokratisch.

Zum Anderen: Für eine wirklich demokratische Lebensform ist der Mensch einfach noch nicht bereit. Zumindest wenn das über die Kommunenform hinaus geht.

Als Alternative? Keinen direkten Bruch, sondern eine schrittweise Abkehr von nationalen Parlamentarismus hin zu einer Rätedemokratie als Zwischenschritt bis hin zu einer libertären Demokratie ohne nationalstaatliche Institutionen.
early bird gets the worm, but the second mouse gets the cheese
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Cthulhu

Kaputtalist

Registrierungsdatum: 24. September 2003

Beiträge: 2 680

Geschlecht: Männlich

3

Donnerstag, 19. Juni 2008, 07:25

btw.

Zitat

n der festgestellt wurde, dass etwa ein Drittel der Deutschen ausländerfeindlich ist und ein ziemlich verworrenes Bild von Demokratie haben


wen das jetzt noch wundert...wie soll ich sagen, scheinbar müssen die Menschen wirklich im Schneckenhaus leben...
early bird gets the worm, but the second mouse gets the cheese
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zorin

unregistriert

4

Donnerstag, 19. Juni 2008, 07:33

Naja da stellt sich doch auch die Frage wie realitätsnah oder -fern diese Diskussion sein soll. Theoretisch gibt es Regierungsformen die transparenter und demokratischer sind, aber die halte ich für in der Realität nicht umsetzbar.

Für ist ein Grundpfeiler der Demokratie, sich in jederlei Hinsicht frei bewegen und handeln zu können. Dazu ist natürlich auch eine sichere Privatsphäre nötig - ein Recht auf Vertraulichkeit in Persönlichen Angelegengeiten. Selbst entscheiden können, wer was von einem weiß. Das ist bei uns ja leider in der Auflösung begriffen, wir schützen uns zu tode^^
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Calvin

Moderator/in

Registrierungsdatum: 4. Dezember 2005

Beiträge: 2 128

5

Donnerstag, 19. Juni 2008, 10:14

Zitat

Für ist ein Grundpfeiler der Demokratie, sich in jederlei Hinsicht frei bewegen und handeln zu können. Dazu ist natürlich auch eine sichere Privatsphäre nötig - ein Recht auf Vertraulichkeit in Persönlichen Angelegengeiten. Selbst entscheiden können, wer was von einem weiß. Das ist bei uns ja leider in der Auflösung begriffen, wir schützen uns zu tode^^


So ähnlich würde ich das auch formulieren. Demokratie bedeutet für mich auch selbst bestimmen zu können wer was von mir weiß oder an welchen Veranstaltungen etc. ich teilnehmen möchte oder nicht. Ob ich zur Wahl gehen möchte oder nicht...

Aber vollständige Demokratie würde doch bedeuten dass alle Bürger die politischen Institutionen ersetzen würden,oder? Das würde glaube ich schon zu weit gehen. Denn viele Bürger beschäftigen sich dafür zu wenig mit Politik. Das würde ausarten und ich denke dann könnte es schnell wieder zu einer Diktatur oder ähnlichem kommen?!

Ich persönlich finde Deutschland als "Demokratischen Rechtsstaat" in Ordnung.
Und ich denke nicht dass es viel mit Politik zu tun hat,dass anscheinend 1/3 der Deutschen ausländerfeindlich ist. Das ist etwas was in den Köpfen der Deutschen halt drin ist und drin bleibt. Da können sich noch so viele Menschen auf den Kopf stellen ich bin davon überzeugt das wird sich die nächsten Jahrzehnte auch nicht ändern.

Abgesehen davon...glaube keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast :)

Calvin
..."Was kostet die Welt? ... Achso ... Hm. Dann nehm ich ne kleine Coke"
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Leronoth

Kritischer Theoretiker

Registrierungsdatum: 24. September 2003

Beiträge: 7 082

6

Donnerstag, 19. Juni 2008, 11:39

Zitat

Original von Kassandra
Was bedeutet euch Demokratie? Was genau ist Demokratie, woraus besteht sie? Könnt ihr euch für unsere Gesellschaft eine bessere Staatsform vorstellen, deren Einführung ihr unterstützen würdet?

demokratie bezeichnet volksherrschaft, also ein verfahren bei dem das volk als autor der politischen handlungen auftritt. das halte ich für problematisch und muss daher auf historische oder logische konstruktionen ziurückgreifen. alleind ie naturrechtskonstruktion doer der vertragsgedanken sind da bezeichnend.
demokratie ist daher nicht, wie hier auch verworren behaupotet, nicht die direkte volksherrschaft, sie ist historisch und ideengeschichtlich eben als zustimmung des volkes zur herrschaft gedacht (hobbey, locke, rousseau, federalist papers) und das ist gleichzeitig das beste an der demokratie.
in einklang mit der rechtsform ist die demokratie in ihrem ausgang vom gleichen menschen ein notwendiger ausdruck der kapitalistischen ökonomieform und mit der basis aufs engste vershclungen. als solche ist die demokjratie also für mich von dem meisten idealistsichen überschuss frei, und auf irhe basis rückführbar. da wo der überschuss existiert wäre er aber eben (z.B. in form des kantschen imperatives iin der zweck-an-sich-formel) gegen die demokratie selber in anschlag zu bringen.

eine bessere staatsform kann ich mir nicht vorstellen, was daran liegt das ich mir keinen guten staat vorstellen kann und die vermittelte demokratie (im bürgerlichen sinne) da für das beste halte. überhaupt lehne ich jede über das von cthulhu hinausgehende positive darstellung einer befreiten Gesellschaft für unmöglich.

für diese gesellschaft (also die deutsche) kann ich mir erst recht keine bessere (fundamental verschiedene) form vorstellen, auch wnen ich mir wünschen würde, dass die einflussnahme des volkes zurückgenommen werden würde und stärkere formale aspekte betont würden. das geht allein daraus hervor, dass eben (laut studie) 1/3 ausländerfeindlich sind und der volkswille damit schnell gegen das was man so als menschenwürde bezeichnet angehen würde. diese statistik eines mangelhaften demokratieverständnisses und des hohen maßes an rassismus widerlegt also geradezu die idee einer volksmitbestimmung. Unter dem kriterium ist eben auch die ausrottung der minderheit legitim.

die abschaffung der staatsform würde ich unterstützen wollen, aber nur in bürgerlichen gesellschaften und nur wenn ein rückfall in die barbarei definitiv ausgeschlossen wäre. in sofern erstmal: nein!
dennoch bin ich ein massiver Feind der Staats- und Rechtsform.


Zitat

Original von Calvin
Und ich denke nicht dass es viel mit Politik zu tun hat,dass anscheinend 1/3 der Deutschen ausländerfeindlich ist. Das ist etwas was in den Köpfen der Deutschen halt drin ist und drin bleibt. Da können sich noch so viele Menschen auf den Kopf stellen ich bin davon überzeugt das wird sich die nächsten Jahrzehnte auch nicht ändern.

geil, endlich mal was wo wir übereinstimmen.
du verwunderst mich immer wieder...
Herz voll Leid und Missgeschick,
Das voll sehnsucht Eden sucht,
Weine! - Oder sei verflucht!

Baudelaire
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der Schütze

Der Pilger

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Beiträge: 4 911

7

Donnerstag, 19. Juni 2008, 11:39

Ich persönlich, die ich mich ja kaum mit Politik beschäftige, empfinde Demokratie als eine Möglichkeit, Menschen durch die Mehrheit deren Entscheidung (in unserem Fall stellvertretend durch einige wenige) zu leiten. Für Österreich kann ich mir keine bessere Staatsform vorstellen. Ich steh zwar total auf die Monarchie im romantisch- verklärten Sinn, aber durch die Demokratie kann man wenigstens nicht ganz so viel falsch machen, wenn das Bildungsmaß stimmt (die letzten Wahlen hier waren jedoch überaus erschreckend, muss ich zugeben).
der Schütze
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Leronoth

Kritischer Theoretiker

Registrierungsdatum: 24. September 2003

Beiträge: 7 082

8

Donnerstag, 19. Juni 2008, 11:44

Zitat

Original von Cthulhu
btw.

Zitat

n der festgestellt wurde, dass etwa ein Drittel der Deutschen ausländerfeindlich ist und ein ziemlich verworrenes Bild von Demokratie haben


wen das jetzt noch wundert...wie soll ich sagen, scheinbar müssen die Menschen wirklich im Schneckenhaus leben...

zumal nationalismus eine notwendige grundlage des nationalstaatlichen konstruktes war und ist.
man denke daran das rousseau den volksstaat konzipiert (gleiche kulturelle grundlage als bedingung des staates) oder die grandiosen franzosen der revolution sich nicht ohne (diesmal antigermanischen) rassismus durchsetzen konnten.
auch die entstehung des deutschen staates spricht da als negative konstituierung (gegen frankreich und das jüdische -ich nenne nur fichte) bände. und selbst die amerikanische gründung agierte trotz des internen antirassismus (melting pot) massiv rassistisch gegen die ureinwohner. Wobei man hier natürlich argumentieren könnte, dass es "nur" um die neutralisierung des bodens ging.

demokratie, die den begriff des volkes enthält, ist ein ausschlussbegriff und als solcher immer strukturell rassistisch. Ohne nation und die bestimmung von sonderrechten gegen nicht-staatsbürger, sowie die reduktion der rechte auf den regional besetzten raum, ist demokratie geschichtlich nicht zu denken...
Herz voll Leid und Missgeschick,
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Weine! - Oder sei verflucht!

Baudelaire

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Leronoth« (19. Juni 2008, 14:31)

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Riveda

Profi

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Beiträge: 1 151

9

Sonntag, 22. Juni 2008, 14:01

Naja, vielleicht sind ja rassistische Gesetze ein wenig mit dran Schuld am Rassismus in den Köpfen. Diesen Staat von jeder Verantwortung dafür freisprechen wollte ich jedenfalls nicht.

Die schönste Definition von Demokratie habe ich übrigens bei Derrida gelesen. Er beschreibt Demokratie als Paradoxon, da sie einerseits bedeutet das Beste für alle als Gesamtheit zu gewährleisten hat, andererseits dem Interesse jeder und jedes Einzelnen Rechnung tragen soll. Demokratie kann daher immer nur démocratie à venir (die kommende Demokratie) sein - also ein permanenter Diskurs im beschriebenen Spannungsfeld. Jedenfalls nicht unsere statische Totaldemokratie.
"Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen." (Theodor W. Adorno)

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Riveda« (22. Juni 2008, 14:02)

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Leronoth

Kritischer Theoretiker

Registrierungsdatum: 24. September 2003

Beiträge: 7 082

10

Montag, 23. Juni 2008, 20:19

Zitat

Original von Riveda
Naja, vielleicht sind ja rassistische Gesetze ein wenig mit dran Schuld am Rassismus in den Köpfen. Diesen Staat von jeder Verantwortung dafür freisprechen wollte ich jedenfalls nicht.

oder die gesetze ausdruck des volkswillens, oder... tadaa: dialektik von beidem ;)

Zitat

Jedenfalls nicht unsere statische Totaldemokratie.

naja pass auf wo du da hinschlingerst. "Unsere" demokratie ist weder statisch (statik ist auch der schutz des volkes vor der Macht) noch Total. damit gibst' du schnell einer totalitarismustheorie unterstützung, und läufst zudem gefahr antidemokratischen tendenzen, also solchen die hinter sie zurück wollen, zuzureden.
demokratiem als utopos wiederum kann es auch nicht sein. Ermöglicht zwar eine immanente kritik (macht Marcuse so übrigens auch), aber sor ein wie du "Demokratie" verstehen musst um "Kommunismus" rauszulesen war der Demokratiebegriff noch nie...
Herz voll Leid und Missgeschick,
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Weine! - Oder sei verflucht!

Baudelaire
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