hab heute eine zeitungsüberschrift gesehen (weiß nicht mehr welche zeitung), die dem irre fetzigen knallerspruch "wir sind papst" ernsthafte konkurrenz macht:
PAPA RATZI
so, und jetzt lachen bitte
ich finde das getue um einen menschen, der genauso atmet, isst und aufs klo geht wie alle anderen auch, ziemlich bedenklich. das hat was von götzenanbetung.
nun ja, zweifellos soll man froh sein, wenn endlich einmal wieder ein paar millionen menschen gleichzeitig einen grund haben sich zu freuen. dennoch wirkt es wie bauernfängerei - schließlich sollte es dem menschen doch eigentlich möglich sein, ohne das medium eines kirchlichen oberhaupts zu seinem glauben zu finden und zu ihm zu stehen. das haben die menschen jedoch verlernt, sie werden geblendet vom optischen und emotionalen prunk der katholischen inszenierungs-maschinerie. der papst ist nichts weiter als ein goldenes kalb, eine existenz, an die sich der mensch mit augen und ohren richten kann, die seiner eigentlichen selbstfindung jedoch nur im wege steht, da er sich in dem moment über eine andere person definiert, selbst wenn es nur teilweise ist.
wieder einmal eine institution, in der der individualismus konsequent abgetötet wird, und die die menschen ihrer mündigkeit beraubt. es ist genau derselbe mechanismus wie bei girlies und ihren boybands, mädchen die sich umbrachten, als take that sich seinerzeit trennte, da sie sich ihrer lebensgrundlage beraubt fühlten - denn ihnen war nicht klar, dass das leben noch so viel mehr für sie bereit gehalten hätte, als die scheinwelt der viva-boys. ebenso wie die scheinbare heiligkeit des papstes. doch wenn man diese anzweifelt, brüllt gleich einer "blasphemie!", wobei das schon wieder ein widerspruch ist, denn wie gesagt: papa ratzi ist ein mensch.
die grundidee der kirche als glaubensgemeinschaft, als ort der zuflucht und der hoffnung, ist ein wunderbarer wert, der jedoch zunehmend an bedeutung verliert. bedenkt man, wie unglaublich präsent die beiden päpste in den letzten wochen in den medien waren, gewinnt man den eindruck, dass die menschen ihre weltbilder und glaubensbekenntnisse nur noch aus dem fernseher ziehen. "GOD IS IN THE TV"
und was ich abschließend noch ziemlich ironisch finde: dass ausgerechnet der 20. april, bekanntlich der geburtstag eines gewissen deutschen politikers, der erste amtstag eines deutschstämmigen papstes ist