Erstmal zur generellen Klarstellung: Wir reden von psychischen Leiden allgemein, nicht spezifisch von Depressionen, oder liege ich da falsch? Der Eingangspost jedenfalls spricht von psychischen Leiden im Allgemeinen.
@Kasmo ich bin eigentlich ziemlich sicher: Dadurch, dass man früher einen Tick noch nicht gleich als ein psychisches Leiden definiert hatte, sondern es eben ein Tick war, war es leichter, ihn zu akzeptieren. Hatte dieser Tick erstmal einen Namen, war man allerdings ein totaler Aussenseiter, in dem Punkt hast du recht.
Dazu gibt es übrigens Untersuchungen, die das, soweit das aus den noch erhaltenen Aufzeichnungen früherer Zeiten möglich ist, belegen (und ich spreche nicht von Zweitweltkriegszeiten, sondern von Jahrhunderten vorher). Die "Facts" hatte mal darüber berichtet, ist aber schon eine ganze Weile her (ist ein Schweizer Heft, vergleichbar mit Spiegel). Dieses Phänomen betrifft natürlich auch nicht alle psychischen Erkrankungen, ich denke, dass ein Autist, besonders die schwereren Fälle, es weit schwieriger hatte als, um beim Beispiel zu bleiben, ein Schizophrener mit nicht allzu schwerem Krankheitsverlauf (die anderen armen Tröpfe landeten in späteren Zeiten in den Folterkammern der sogenannten "Psychiatrien"). Manche Autisten können nur schwer oder gar nicht kommunizieren, alle brauchen sie ihre festen Tagesabläufe und Rituale. Insgesamt sind sie permanent sehr komisch bzw. wirkten sicher so auf die damalige Gesellschaft. Ein Schizophrener hingegen hat durchaus total normale und gesunde Phasen (die sich, wie ich schon erwähnte, gegenüber den Erkrankungsschüben verstärken, wenn er in das normale gesellschaftliche Geschehen eingebunden wird) und während der Krankheitsschübe war er dann eben "mal wieder komisch", aber das ging ja auch wieder vorbei.
Und was die erwähnten Depressionen angeht: Die hatten einen Namen, wurden aber ganz anders aufgefasst. Schwermut war ein Leiden, das jeden mal treffen konnte und unter dem jemand eben litt, aber das man ansonsten gar nicht sehr beachtete.
Jedenfalls schätze ich aufgrund des Gelesenen, Gehörten und (auch im Studium) Gelernten die Sache so ein.
Der Trend zur Integration psychisch Erkrankter ist übrigens ein sehr junger, den gibt es erst seit zwei, drei Jahren und die Versuche dazu stecken noch in den Kinderschuhen, also können wir das mal vorläufig ausser Acht lassen.
Edit I: Formulierungen verbessert
Edit II: Die Sache mit der Erziehung durch Kriegstraumatisierte ist ein Punkt, den man auch nicht vergessen darf. Der ist wahrscheinlich sogar einer der wichtigsten Faktoren.