Schon dass der Alte reagierte, war ein Zeichen, dass "Er" es war. Weit-Her hatte sich aus dem Schatten gewagt und ihn direkt angesprochen. Ob das eine gute Idee war, darüber lässt sich streiten, aber immerhin machte Leonardo keine Anstalten irgendetwas zu seinem Schutz zu unternehmen, oder gar einen Angriff zu wagen. nein ganz im Gegenteil, man könnte beinah sagen, es wäre ihm schon lange klar gewesen, dass diese Gruppe bei Ihm auftaucht, und sogleich begann er auch leise zu sprechen. Es war fast gar nur ein Zischen, das einen aufforderte näher zu treten, als es einem lieb war.
"Ihr glaubt, ihr könnt euch auf meinem Gut verstecken, beinah einen ganzen Tag lang" höhnte er. "Ich habe euch schon nach mittag bemerkt, aber mir war klar, dass ihr euch nicht zeigen lasst. Doch wie ihr merkt, bin ich beinahe die einzige Menschenseele in diesen heiligen Mauern". Er drehte sich um und bewegte sich unter größter Aufmerksamkeit zu einem Stuhl in einer Ecke des Raumes. Die flackernden Fackeln ließen sein Gesicht so nur noch älter, zerfurchter aussehen. "Was ihr sucht, besitze ich nicht mehr in vollem Umfang" setzte er wiederholt an. "Ich habe es schon vor langer Zeit eingetauscht gegen etwas, was mir viel wichtiger erschien" und Leonardo verschwand in einen Tagtraum, und es schien als würde er den Tausch noch einmal Revue passieren lassen.
"Was war es was ihr bekommen habt?" wollte Thará wissen. "Nun, werte Elfe, was ich gegen den Aufschrieb meiner Beobachtungen getauscht habe ist simpel." Es war eine Zerreissprobe. Dieses Gespräch schien sich noch unendlich in die Länge zu ziehen. Thará hasste es. Sie wusste sie konnte Leonardo in kürzester Zeit Schmerzen zufügen, dass er seine Erzählungen auf das aller wesentlichste reduzieren würde, aber es schien wohl ein Teil seines Plans zu sein, dass sie sich die "ganze Geschichte", was auch immer das heißen möge, anhören mussten.
Leonardo verwies sie, sich ein paar Lehnstühle von der anderen Seite des Raumes zu holen um seiner Erzählung zu lauschen.
"Nun, ihr seid weit gereist, und ich möchte mich erkenntlich zeigen, obwohl ich sicher bin, dass ihr nur wegen der neuesten Ereignisse hergekommen seid, und nicht um die Geschichte eines alten Mannes zu lauschen. Dennoch höre ich mich gerne selbst reden, um mir die Bedeutung der vergangenen Tage nochmal vor gesicht zu rufen, und mir im klaren zu sein, dass ich nicht spinne." Dass er nicht spinnt, da war sich Thará nicht so sicher, und auch die Gesichter der anderen zeigten alles andere als Freude über diese Kertwendung.
"Nun lasst mich beginnen." Und Leonardo erzählte. "Es ist beinahe 60 Jahre her, ich war noch ein Jungspunt und bereit zu lernen. Ich wollte ins Kloster, da ich wusste, nur hier kann ich lesen und vielleicht sogar die Schreibkunst erlernen, und machte mich auf in das, mittlerweile zerstörte, Kloster der Mönche der Neuschöpfung. Doch es sollte anders kommen. Auf meinem Weg dorthin durchquerte ich die schwarze Ebene von Versa. Ich suchte einen sicheren Schlafplatz für die Nacht und fand eine Höhle am angrenzenden Gebirge Optká. Es schien, als wäre sie perfekt für diese Nacht. Doch ich hatte mich getäuscht. Hätte ich doch nie diese Höhle betreten!"
Leonardos Augen wurden stumpf. Wie konnte er vor der wahrscheinlich wichtigsten Stelle seiner Geschichte nur wieder abdriften... wusste er doch nicht mehr so genau wie es weiterging, oder war das alles gesponnen. Doch gerade als Thará aufstehen und ihn wachrütteln wollte, begann er wieder zu erzählen. "ich ging in nun in diese HÖhle, die sich als tief und ungemütlich herausstellte und ich beschloss am Eingang zu bleiben, wer wusste schon, welche wilden Tiere sich dort noch niedergelassen hatten. Dennoch hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl, etwas im inneren der Höhle zu finden und es überkam mich die Abenteuerlust.
Um die Geschichte etwas abzukürzen, jaaa ich fand die Inschrift aus einer alten vergangen Zeit,d ie besagte was ich dann aufschrieb, was sich als Irrglauben verbreitete und was sich jetzt erfüllt. Es war die Prophezeihung von Nihm.
Wenn neues vergeht, altes ersteht; wenn sterne regnen, berge ebnen, wasser schwinden...dann muss Kvalnir zurück, das neue binden.
Natürlich begannen Menschen, fortan nach dem Schwert zu suchen, doch als sie es nicht fanden, geschweige denn die vorhergesagten Zeichen eintraten, war es nur wirres zeug, dass ich verbreitet hatte. Ich wurde zu einem gejagdten, verbannten Schwindler und zog mich hierher zurück. Dennoch eins, und nun meine Suchenden hört mir genau zu, eins weiß die Mehrheit der Bevölkerung nicht, und das werde ich euch verraten! Seid ihr bereit es zu hören?"
Thará wusste nicht, ob sie bereit waren zu hören, was auch immer Leonardo gleich sagen würde und ihr schwahnte, dass sie diese Information zu Jägern und Gejagten machten würde, aber Leonardo war schon nicht mehr zu bremsen. "Die Sage geht weiter, als sie überliefert wurde. Es gibt noch eine zweite Zeile.
Kvalnir wird Völker zerstören, denn es wird niemals einem Volk allein gehören, und sein einziger Sinn, dass will ich meinen, besteht nach Verrat und Zerstörung darin, sie wieder zu vereinen. "
Leonardo schwieg und schaute so aufmerksam in die Runde, wie den ganzen Abend nicht. Natürlich wusste er, dass er somit seine Aufgabe weiter gegeben hatte, aber er wusste nicht, ob diese 4 Jungen Bewohner Furos' es schaffen würden, die Prophezeihung richtig zu deuten, und das bereits begonnene zu vollenden.
Es ist ein alter Gedanke:
je schärfer und unerbittlicher wir eine These formulieren,
desto unwiderstehlicher ruft sie nach der Antithese.
Hermann Hesse